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Licht Liebe Heilung T2

porte essaouiraLicht, Liebe und Heilung beschreibt ihre letzten Tage in Deutschland und Stephan.

Am nächsten Morgen fuhr Cassandra nach Duisburg, dort hatte sie einen Termin mit einem Personaler. Ein Unternehmen, welches in seinem Anschreiben die Meinung vertrat, dass die Firmen von heute ihre Mitarbeiter in allen Lebensbelangen und Entwicklungen unterstützen sollten. Als führendes Unternehmen aus dem Bereich…….

Als Cassandra das Schreiben gelesen hatte, war sie begeistert, dass es solche Unternehmen auf dem Markt gab. Dennoch war sie hin- und hergerissen, irgendwie hatte sie schon seit Monaten das Gefühl, hier weg zu „sollen“, alles loszulassen, abzuschließen und sich auf einen Neuanfang vorzubereiten. Ihr Gefühl zog sie nach Süden, vielleicht Spanien oder Italien? Aber in diesem Punkt war sie sich absolut nicht sicher und daher wankte sie immer wieder.

Nachdem Sie vor einigen Wochen das Anschreiben der Firma in den Händen gehalten hatte dachte sie sich, gut, machen wir doch mal einen Termin und lassen uns somit keine Chance entgehen. Das Unternehmen war immerhin international vertreten und es konnte ja sein, dass sie darüber einen wichtigen Input erhalten würde. Nun saß sie dem Personalchef Mario Kuttnik gegenüber und durfte erkennen, dass Papier sehr geduldig ist. Nach etwa einer halben Stunde tippte Cassandra in die Notizen für den aktuelle Kunden „bla, bla, bla, leeres Geschwätze und dafür so ein Gehetze.“ Weiter unten fügte sie noch hinzu: „Yepp, ich fahre ins Ausland“ und dann drückte sie vergnügt auf „Speichern“ und „Ausschalten“. Sie verabschiedete sich höflich und lehnte den Auftrag dankend ab.

Solange eine Führung die spirituelle Entwicklung als Kontrollinstrument nutzen wollte, würde sich gar nicht viel verändern können. Zuerst musste die Führung die Angst überwinden, denn Angst war der größte Feind in der menschlichen Entwicklung.

Auf dem Weg zu ihrem Auto nahm sie ihr Smartphone und stellte fest, dass selbst die beste Technik nichts half, wenn sie ausgeschaltet blieb. Also aktivierte sie ihr Handy und setzte sich ins Auto. Kaum war das Gerät mit dem Netz verbunden bekam sie auch schon die Hinweise, dass neue Emails eingegangen waren und zudem eine Nachricht auf ihrer Mailbox auf sie wartete.

Die Mailboxnachricht war von Babsy, die sie dringend um Rückruf bat. Neben zahlreichen Kontaktanfragen von Google Plus war dort auch eine Email von Babsy, die im Email ihren Unmut über die so ungerechte Welt dokumentierte. Immerhin sei sie es gewesen, die ihr die 22.000 Euro überlassen hätte. Woher sie wohl hätte ahnen können, dass das Geld so schnell aufgebraucht sein könnte? Der gebrauchte 5er BMW erwies sich als Schluckspecht und die 225er Reifen waren auch schon runter! Weitere Schuldzuweisungen folgten, welche Cassandra nur kurz überflog. Lächelnd schloss sie die Email. So war das halt – es gab Menschen, denen gab man eine Chance und die machten was draus und dann gab es eben auch Menschen wie Babsy, die suchten nach der Chance die Schuldigen.

Als sie auf die Autobahn A3 einbog ging schon wieder ihr Handy und dank Headset ging sie auch gleich ran, wenn auch die Nummer unbekannt war und sie wirklich keine Lust auf Babsy hatte. „Cassandra Skywoolfen, was darf ich für Sie tun?“

Die angenehme Stimme meldete sich mit „Hier spricht Stephan Rosenwasser“………….

Wer ist Stephan? Rückblick

Stephan, ein sogenannter Yuppie, 36 Jahre jung und alleinlebend hat vor 5 Wochen seinen neuen Porsche Cayenne geliefert bekommen. Als nächstes würde er sich jetzt sein Traumhaus an Land ziehen. Er war ein erfolgreicher Programmierer und war von Geburt an Widder. Ein Mann und ein Kopf. Er lebte ganz und gar auf und mit seinem Verstand.

Er war wie jedes Jahr routinemäßig beim Arzt. Immer hat es geheißen: „Sportsfreund, Du siehst nicht nur gesund aus, Du bist es auch!“ Doch beim letzten Besuch kam etwas ganz neues. „Das schaut aber komisch aus, muss nichts heißen oder sein, aber gehe bitte mal………“ Dann folgten diverse Untersuchungen in der Klinik. Einige Untersuchungen mussten zweimal gemacht werden, weil aus den computergenerierten Ergebnissen keine Klarheit zu erlangen war. Für Stephan ein Unding.

Ein Tag wie kein anderer

Stephan erwachte um 4:30 Uhr in der früh, sein Wecker piepte, vibrierte und summte in einer Tour. Wenn er eins nun gar nicht gut konnte, dann war es ins Bett gehen oder eben auf der anderen Seite aus dem selbigen sich zu erheben. Er gehörte zu den echten Yuppies.

Bis zum 27. Jahr hatte er studiert und war fast Tag und Nacht in irgendeiner geilen Session. Er programmierte für seine Freunde, später dann für kleinere Firmen. Seit dem 20. Lebensjahr verdiente er sein eigenes Geld. Im ersten Monat hatte er sich ca. 200 Stunden abgemüht, um Programmteile zu schreiben, für die er runde 1000 Euro bekommen hatte. Mit 21 Jahren verdiente er bereits zwischen drei- und fünftausend Euro, allerdings für nur noch 100 – 120 Arbeitsstundeneinsatz. Doch seit dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr verdiente er locker und leicht Summen jenseits der zehntausend Euro. Allerdings hatte er zuvor mal ein wenig mit Drogen herumgehangen und sich mit Spielschulden einen netten Haufen an Scherben aufgebaut. Mit 33 Jahren war er raus aus dem Gröbsten, so konnte man sagen. Die Schulden waren weg, Dummheiten dieser Art lagen weit hinter ihm und ihm gehörte ein kleines Appartement mit runden 50 qm. Da er es sich leisten konnte, hatte er sich vor einigen Wochen einen Porsche Cayenne gegönnt. Auch dieser war bezahlt. Er wollte einfach keine Schulden mehr haben. Für ihn war Geld ein Stück Freiheit. Weil es gerade so gut lief, hatte er letzte Woche noch die gesamte alte Technik gegen neue Systeme ausgetauscht. Einen Server und einen schnellen Rechner mit großem Bildschirm. Dazu ein Laptop und zwei Smartphones. Dazu Memopen und eine Spiegelreflexkamera.

Seine Arbeitswoche lag immer zwischen 35 und 40 Stunden und das war für ihn bei dem Einkommen einfach gut. Frühere Freunde von ihm hatten häufig für wesentlich weniger Geld im Monat die doppelte Arbeitszeit.

Ja, er führte ein nahezu perfektes Leben, wenn da nicht vor 2 Monaten sein Arzttermin gewesen wäre. Dieses Mal bekam er zu hören: „Du schaust immer noch gesund aus, aber die Werte weichen ab. Lass das mal näher untersuchen! Wende Dich bitte dringend an Herrn Dr. Ja an der Uni.“ Dann folgten diverse Untersuchungen in der Röhre und auch andere Messungen. Es war ja nur eine erweiterte Routineuntersuchung.

Das hatte er auch sogleich getan und heute war der Termin, wo es um die Wurscht ging. Na ja, war bestimmt nur blinder Alarm, denn er fühlte sich nach wie vor beschwerdefrei. Sicher, ab und an hatte er so ein ziehen im Hals, Schluckbeschwerden und auch mal einen heftigen Husten…..

Nach dem brutalen Weckalarm wälzte sich Stephan aus dem Bett und drückte mechanisch den Knopf an seiner Kaffeemaschine. Dann ging er unter die Dusche und zwischendurch wechselte er mit seinem Computer von Standby zu Online. Dort sah er immer sofort die wichtigsten Mitteilungen und Termine in seinem Mail–Programm.

Heute: 10:00 Uhr Dr. JA. Er musste schmunzeln, ein positiver Name für einen positiven Menschen. Er freute sich insgeheim ein bisschen auf diesen Termin. Dieser Mann war eine koryphäe und er hatte ihn immer nur im Vorbeiflug gesehen. Vielleicht konnte er mit dem Krankenhaus auch ins Geschäft kommen. Und dann um 15 Uhr zur Claudia. Sie wollte eine Homepage für Ihre neue Massagepraxis aufgebaut bekommen. Das konnte er mal noch kurz mitnehmen. War ein leichtes Geschäft.

Die Woche an sich war noch ruhig. Er würde für einen Fachhandel eine Lagersoftware schreiben. Ein kleines aber feines LVS. Dieses anpassungsfähige Programm hatte er in den letzten Jahren geschrieben. Mehr so zum Spaß und dann kamen Anfragen. Diese Woche waren da nur diverse Abstimmungen zu machen. Da konnte er im Besprechungsraum mit seinem neuen Laptop auch punkten.

Tja, Unternehmer waren eben auch nur Menschen. Und Menschen wollten beeindruckt werden! Er tat sein Möglichstes.

Nach der Dusche noch kurz die Zähne geputzt und dann die Powerpoint Präsentation für das Lagerverwaltungssystem aufbereitet. Wenn er Glück hatte und das hatte er normalerweise immer, dann würde dazu noch ein Folgekunde kommen. Der IT Laden wollte auch ein LVS Programm; mit ein wenig Glück konnte er mit wenigen Änderungen mal so richtig gut absahnen. Beide Kunden zusammen könnten gute 300 bis 350 Arbeitsstunden und schlappe 400 Tausend Euro Umsatz einbringen. Und im Schätzen war er gut. Oh, verdammt, jetzt war es bereits nach 8 Uhr und er musste sich sputen.

Raus aus dem Kimono und rein in die Unterhose. Was jetzt? Anzug? Nein – zu förmlich und Claudia bekäm einen Schrecken. Nein, er zog eine Jeans an, dazu ein weißes Hemd und ein schwarzes Sakko. Jetzt noch die Schultertasche, Laptop, Portemonnaie und auf zum Auto.

Er drückte auf den Knopf seines Cayennes und die Lampen blinkten kurz auf und das Auto war entriegelt. Es war jedesmal wie eine zeremonielle Begrüßung. Sein Cayenne und er 🙂

Zudem hatte er ein kleines Programm geschrieben, sodaß der, der ins Auto stieg von einer weiblichen Stimme um einen Authorisierungscode gebeten wurde. Nach Eingabe dieses Codes, es waren vier Achten, die für ihn mit Macht und Disziplin verbunden waren, sprach die weibliche Computerstimme ihn mit „Stephan, was darf ich für Sie tun“ an und er gab via Sprachbefehl das Kommando den Routenplaner zu starten und zur Klinik hin zu navigieren. Es war einfach nur ein Joke, aber es funktionierte und er wollte es irgendwann mal weiterschreiben. Vielleicht gab es auch hier irgendwann mal Interessenten.

In der Uni kam dann seine heitere und gelassene Ader zum Erliegen. Man teilte ihm mit, es würde noch 10 oder 15 Minuten dauern. Prima – wenn er eins nicht leiden konnte, dann Unpünktlichkeit. Er führte ein perfektes Leben und wenn Dr. Ja nicht fähig war, seine Termine zu koordinieren, dann war das schon mal keine gute Ausgangsposition.

Aber gut, er würde sich jetzt nicht wegen einer Viertelstunde einen Haufen Ärger und weitere Terminverschiebungen einfangen. Stephan freute sich lieber auf sein Laptop und tippte schon mal weitere Ideen in einer bis jetzt noch leeren Datei. Die Datei nannte er ‘Creatives Leben’. Ja, so war es und schon kam Dr. Allwissend. Gut so, das habe ich doch gut gemanagt. Einfach der Energie keine Aufmerksamkeit schenken oder anders formuliert, Energie folgt der Aufmerksamkeit und er hatte sich auf neue Ideen konzentriert.

Die Begrüßung von Herrn Dr. Ja war nicht unhöflich aber kurz und sein Gesicht zeigte recht klar auf, dass er wohl meistens im OP stand und daher die Sonne wohl nur von der Ferne im Fernsehen gesehen hatte. Wirklich gesund sah der nicht aus.

Dr. Ja eröffnete das Gespräch etwas merkwürdig für Stephan, denn er fragte ihn, ob er ihn beim Vornamen nennen dürfte. Klar, das war bei ihm so üblich. „Stephan,“ sagte Dr. Ja, „wir haben uns ihre Aufnahmen immer wieder angesehen. Es hat sich etwas massiv verschlechtert. Ihr Hausarzt war der Auffassung, wie sie wissen, dass es sich um gutmütige Zellen handeln würde.

Leider ist es heute meine Aufgabe ihnen mitzuteilen, dass sie Krebs haben!“ Dr. Ja machte eine Pause. „Ich gehe davon aus, das sie nach aktueller Lage Schilddrüsen- und Lungenkrebs haben und das wir umgehend operieren sollten.“

Für Stephan war es so, als ob ihm jemand eins mit einem Spaten übergezogen hätte. Was hatte der Arzt ihm gerade gesagt? Krebs? Operation? Und was tat er? Er ging davon aus?

Stephan sagte: „Dr. Ja, ich fühle mich pudelwohl und habe gerade ein wenig Schwierigkeiten, Ihnen einfach so zu folgen. Vielleicht können Sie mir etwas näher erklären, was sie zu der Annahme bringt, dass ich Krebs habe?“

Dr. Ja räusperte sich und sagte vielleicht barscher als er es wollte: „Stephan, ich habe wenig Zeit, denn ich habe am Tag an die 80 Patienten, von denen die meisten keine rosigen Erwartungen mehr in ihrem Leben haben.“ Stephan zuckte unweigerlich zurück. Das fühlte sich gerade mehr so an, als ob ihm ein Bagger die Schaufel ins Gesicht geschlagen hätte. Was hatte der Arzt gerade gesagt? 80 Patienten? Es war einfach Stephans Logik, das sofort umzurechnen und so kam er auf 6 Minuten pro Patient. Stephan war in seinem Bereich eine ungekürte Koryphäe und er war mit einer schnellen Auffassungsgabe gesegnet, doch das war für ihn ein Wahnsinn. Dennoch hörte er den Arzt wie durch eine Nebelwand weiterreden.

Dr. Ja sprach einfach weiter: „……. und ich nehme auch nichts an. Ich sehe einfach nur Zahlen, Daten und Fakten, die mir unsere Systeme über ihren Körper mitgeteilt haben. Die Wucherung in ihrem Körper ist so explosiv, dass es schon sehr ungewöhnlich ist.“

Doch bevor er etwas Fragen oder sagen konnte, fuhr Dr. Ja ungerührt fort: „Nach der OP ist eine Chemo notwendig, das liegt einfach an der bereits in ihnen kontaminierten Zellstruktur. Es wird jedoch zu Zahnausfall führen.“

Der Verstand vom Stephan setzte einen Augenblick aus und verstand die Frage, die er nun stellte, eigentlich selbst nicht mehr. Doch er hörte sich fragen: „Und was kann man gegen den Zahnausfall tun?“

Die Antwort, die nun kam, fühlte sich für ihn an, als ob er von einem D-Zug überfahren würde. Dr. Ja klärte ihn auf, das die Ziehung aller Zähne eine gute Möglichkeit sei, um Schlimmeren vorzubeugen, denn die Zähne würden ausfallen und wahrscheinlich bakterielle Probleme in den Räumen schaffen, wo sie nicht sofort ausfielen. Dazu kommt, dass die Löcher nach einer Strahlentherapie nicht mehr zuheilen. Somit steht ihr Fahrplan auch schon fest. Sie müssen umgehend zu einem Zahnarzt, der alle Zähne zieht. Wir müssen sie mental und körperlich auf die evtl. Komplikationen einstellen.“

Der Arzt stand auf und wie durch einen schweren Nebel nahm er die nächste Aussage fast gar nicht mehr wahr. „Stephan, meine Assistentin wird mit Ihnen alle weiteren Details besprechen. Wie schon gesagt habe ich noch mehr Patienten, die auf ein Gespräch mit mir warten. Es wird schon wieder…..“

Doch da sprang Stephan von seinem Stuhl runter. „Aha, meine 6 Minuten sind rum.“ Er schaute den Arzt an, dass dieser wohl davon ausging, dass er gleich von einem wahnsinnigen Tiger aufgeschlitzt werden würde. In Stephans Gehirn schlugen die Gedanken hingegen Purzelbäume. Am liebsten hätte er diesen Gott in Weiß einfach aus dem Fenster geschmissen. Dort unten würde er dann mit tausend Knochenbrüchen liegenbleiben. Ach ja, er könnte diesem Oberarsch auch vorher die Knochen entfernen. Das würde das lästige knirschen und splittern überflüssig machen.

Statt dessen bekam sich Stephan langsam wieder in den Griff. Er schaute dem Arzt genau in die Augen und das war diesem sichtlich unangenehm. „Herr Dr. Ja, wollen sie mich vielleicht noch vorher kastrieren? Nur so zum Zeitvertreib oder damit wir evtl. gentechnischen oder DNS–technischen Problemen aus dem Weg gehen? Also, nur so zum Vorbeugen?“ Dr. Ja wich weiter zurück, denn die Körpersprache von Herrn Rosenwasser war klar und deutlich. Gleich konnte es einen Schlag setzen. „Herr Rosenwasser, ich bin hier Professor und habe mich mit der Gesundheit, explizit mit Krebs, schon seit Jahren beschäftigt. Sie können mir……“

Weiter kam er nicht, denn Stephan riss ihm seine Krankenakte mit allen Bildern aus der Hand und verabschiedete sich mit einem „Sie 6 Minuten Rindvieh“ und jagte durch die Tür und den Vorraum ins Treppenhaus. Dr. Ja und seine Assistentin riefen noch etwas hinterher. Doch Stephan hörte einfach nichts mehr, in seinem Kopf und in seinen Ohren rauschte es wie von Sinnen. Es war ganz und gar nicht seine Art ausfallend oder ordinär zu werden. Doch seine Schmerzgrenze war vor wenigen Minuten mehrfach und brutalst überschritten worden. Die Zahl 6 ging ihm gar nicht mehr aus dem Kopf. Er verkaufte Pprogramme, er verkaufte eine Dienstleisung. Mal mehr und mal weniger komplex. Doch noch nie wäre ihm in den Sinn gekommen, einen Kunden dermaßen abzufertigen. Hier ging es doch nicht um irgendeinen Prozessschritt, hier ging es um Menschenleben, hier ging es um sein LEBEN.

Irgendwie wusste Stephan gar nicht mehr wer er war. Hatte er soeben sein Todesurteil bekommen? Wie konnte das sein? Nur, weil er mal ein paar Joints geraucht hatte? Nie im Leben konnte das wahr sein. Und doch wurde ihm bitter klar, das dieser Arzt zwar ein menschlicher Versager war aber dennoch auf seinem Gebiet ein herausragender Mediziner. Alles verdrängen half hier nichts. Das Ziehen der Zähne war bestimmt schlimm und dennoch im Ganzen betrachtet, wohl nur eine der schlimmsten Nachrichten, die man einem Menschen in seinem Alter mitteilen konnte. Gegen so eine Diagnose gab es keine Versicherung, denn er würde vielleicht Monate oder gar noch länger nicht mehr arbeiten können. Er war selbstständig und das konnte ihn einfach alles kosten. Aber vor allen Dingen konnte eine falsche Entscheidung nun auch sein Leben kosten. Hier ging es nicht mehr um Euro oder Dollar. Es ging um sein Leben! Wollte er einem solchen Menschen, der 6 Minuten für ihn eingeplant hatte vertrauen?

Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es erst 11:30 Uhr war. Stimmt, der hatte nicht viel Zeit für seine Patienten. Immerhin, es waren ja auch nur 6 Minuten……. Das war aber auch in seinem Falle nicht mehr von Bedeutung. Jetzt brauchte er erst mal Ruhe. Bis zur Claudia war noch Zeit, notfalls verschieben! Also fuhr er in der nächstgelegenen Wald und wanderte dort 2 Stunden umher. Als er wieder bei seinem Auto ankam, entdeckte er in der Nähe einen seltsamen Baum. Der hatte 3 Stämme und er hatte mal gehört, dass solche Bäume nur an energetisch starken Orten wuchsen. Eigentlich glaubte Stephan an so etwas nicht. Doch in diesem Falle konnte es gewiss nicht schaden, sich mal dort anzulehnen. Stephan ging zum Baum und erzählte ihm ganz leise von seinem Leid. Erzählte seinem natürlichen Freund von seinen Träumen, die er immer noch hatte, erzählte ihm von diesem Metzger, der glaubte ein Arzt zu sein, bat ihn irgendwie um Hilfe, wenngleich er nicht sagen konnte, wie diese Hilfe wohl ausschauen konnte.

Einige Tränen flossen und dann war es ihm so, als ob die Sonne aufgehen würde. Er drehte sich um und wollte schon gehen, da viel ihm ein, dass er sich auch freute, wenn man sich bei ihm bedankte. So nahm Stephan so gut er konnte den Baum oder Dreifaltigkeit des Baumes in die Arme und sagte – DANKE!

Stephan fühlte eine friedliche Stimmung in sich. Man konnte nun glauben oder nicht glauben, aber er fühlte sich nach seinem Gespräch mit dem Baum doch irgendwie erleichtert. Das war schon eine komische Sache. Ihn wurde bewusst, dass er diese Diagnoe und seine Entscheidung nicht von einem 6 Minuten Metzger abhängig machen sollte. Als ob der Baum ihm irgendetwas in dieser Art zugeflüstert hätte. Suche nach Antworten, suche nach der Wahrheit, suche nach der Wurzel der Krankheit.

Der nächste Blick auf die Uhr erstaunte Stephan nicht schlecht. Es war nun 14:15 Uhr und damit hatte er eine Dreiviertelstunde mit dem Baum gesprochen. Seltsam, es kam ihm gar nicht so vor.

Punkt 15 Uhr war er bei Claudia und es tat ihm gut, einfach ein nettes Gespräch zu führen und dabei einige Eckpunkte der Internetseite zu klären. Er vermied es von seinem Arzttermin zu berichten. Das wollte er erst noch mit sich ins Reine bringen. Mitleid oder gutgemeinte Ratschläge konnte er jetzt nicht brauchen. Was sie wollte war nichts Besonderes für ihn. Pro Anwendung eine Seite, also 20 Seiten insgesamt mit Vita, Impressum, Emailfollower und Social Web Edition. Claudia war von Preis und Leistung begeistert. Für nur 1000 Euro bekam sie eine Seite von einem Meister. Andere würden dafür leicht das 5fache zahlen.

Auch Stephan ging es besser und so fuhr er auf dem kürzesten Weg in sein Appartement. Dort ging er in seine kleine Büroecke und gab diverse Worte in die Browserseite von Google ein.

Ihm kam wieder in den Sinn, was der Baum ihm gesagt hatte „Suche nach Antworten, suche nach der Wahrheit, suche nach der Wurzel der Krankheit.“ Er schalt sich einen Narren, als ob der Baum mit ihm geredet hätte. Aber irgendwie war dieser Satz plötzlich in ihm. Das war doch nicht sein Gedanke und doch, jetzt war es sein Gedanke. Egal, vielleicht hatte der Baum etwas in ihm ausgelöst, vielleicht auch nicht, doch das änderte überhaupt nichts an der Frage. Die Frage war genau richtig! Was war die Ursache? Wenn er die Ursache greifen konnte, dann könnte er auch seine Gesundheit irgendwie beeinflussen. Das war mathematisch und Programmtechnisch einfach nur logisch.

Das Ergebnis der Googlesuche war umwerfend. Viele Erklärungen und doch nicht das richtige. Etwas in ihm tippte „Krebs und spirituelle Entwicklung“ ein. Dort fand er nun die Seite „Krankheit als Chance“. Krebs ist eine physische Reaktion, die auf Chaos im Leben hinweist. Bei Schilddrüsen- und Lungenkrebs ist es häufig die fehlende spirituelle Verbindung und Familienprobleme. Stephan hätte sich selbst nicht erklären können, wie er auf diese Suchbegriffe gekommen war.

Stephan las interessiert weiter und sein Verstand sortierte das was er las in die Kategorien seines Lebens. Die Probleme in seiner Kindheit. Sein Vater war ein Alkoholiker und ging mit jeder Frau ins Bett, die nicht schnell genug das Weite gefunden hatte. Seine Mutter tat zwar ihr Bestes, doch das reichte wohl nicht immer. Sein Vater verstarb als er 11 Jahre jung war. Zu seiner Mutter hatte Stephan keinen Kontakt mehr, denn sie klammerte sich an ihn, als er noch ein Kind war und hat somit dazu beigetragen, dass er zu einem Eigenbrötler geworden war. Spätere Seminare haben dann geholfen, dass er sich doch noch für anderen Menschen öffnen konnte. Zumindeste hatte das so den Anschein.

Also konnte er die Fragen oder auch die Zusammenhänge einigermaßen erkennen. Das leuchtete ihm ein und er schaute ins Impressum und las dort „Cassandra ….“, danach kam ein Button mit „mehr zu mir“ und auch diesem folgte er und las dann, dass sie eine Geistheilerin war. Oh Gott, auch das noch. Sie war zudem Klangschalentherapeutin, Reiki Meister Lehrerin und Huna-Expertin und 38 Jahre alt. Eigentlich wäre er gleich wieder von der Seite runtergegangen, doch das Bild von Cassandra machte einen ansprechenden und normalen Eindruck.

Ihre Praxis war in Düsseldorf und da konnte er vielleicht einfach mal vorbeifahren und sich dann ein Urteil bilden. Immerhin war er ein aufgeschlossener Mensch, der sich auch bei allen anderen Entscheidungen, sei es nun Auto, Laptop oder Hauskauf, immer erst vor Ort ein klares Bild machte und dann eine Entscheidung traf. Hier ging es immerhin um sein Leben und da wäre die Zeit so oder so gut investiert. Und diese Woche hatte er noch viel Zeit, denn die Termine mit seinen Auftraggebern mussten noch gemacht werden. Aber da gab es keinen zeitlichen Druck, denn die würden auf ihn warten. Und er würde mehr als 6 Minuten Zeit mit ihnen verbringen. Das nagte ganz gehörig in ihm.

Er rief also gleich in der Praxis an und erfuhr dort vom Anrufbeantworter, dass sie im Auto erreichbar sei. Also rief er im Auto an und die Stimme, die sich meldete, war sehr angenehm.

Stephan hatte schon mit einem komischen Gefühl die Nummer gewählt und die Stimme, die sich nun meldete sprach etwas in ihm an. Schon wieder dieses komische Gefühl, so wie eben bei dem Baum.

Stephan, eigentlich zu den Selbstsicheren gehörend, stotterte am Anfang ein wenig. „Hier spricht Stephan Rozenwasser. Ich habe Sie gerade im Internet gefunden. Vielleicht können Sie mir helfen? Ich habe gelesen, dass sie Energien sehen und verstehen können?“ Er war heilfroh, dass er das so weit in einigermaßen klaren Sätzen hervorgebracht hatte. Ihm war ganz heiß geworden.

„Ja, das ist teils möglich. Es kommt auf ein wenig mehr an als nur zu sehen. Was genau möchten Sie denn, was ich sehe?“ fragte sie.

„Das ist nicht ganz so einfach zu erklären. Eigentlich fühle ich mich ganz gut, aber dennoch schwant mir etwas. Wissen sie, ich kann es nicht wirklich erklären, mir würde es einfach helfen, wenn wir zwei Mal ein Gespräch führen könnten.“ Er hätte beinahme gefragt, ob sie auch nur 6 Minuten Zeit für ihn hätte, doch das verkniff er sich. Wie sollte die arme Frau das nun verstehen können.

Warum, hätte Cassandra gar nicht sagen können, aber sie nahm etwas wahr und sie wusste, ja, den Termin würde sie noch kurz machen. Cassandra war weniger unsicher. „Gut, machen wir das Stephan! Wo wohnen Sie denn?“

„Ich wohne in Tiefenbroich“ antwortete Stephan. „Gut,“ sagte Cassandra, „ich selbst wohne in Lintorf. Dann komme ich morgen früh um 10 Uhr zu Ihnen. Wäre Ihnen das Recht?“

„Ähm, ich kann auch zu Ihnen kommen,“ sagte Stephan. „Ja, dass können Sie gewiss Stephan, nur mir hilft der erste Eindruck, sozusagen die Umfeldanalyse vor Ort, für unser Gespräch. Können Sie wohl morgen 2 Stunden Gesprächszeit einplanen?“

„Ja“ sagte Stephan, „schon gebucht.“ So hatte er sich die Terminvereinbarung mit einer spirituellen Lehererin nicht vorgestellt. Doch wie hatte er sich überhaupt eine spirituelle Lehrerin vorgestellt? Diese Frage konnte er sich selbst irgendwie nicht beantworten. Waren das Menschen wie er selbst oder hatten solche Menschen immer die passende Anwort auf alles? Hauptsache sie kommt nicht auf einem Einhorn angeritten und steht dann mit einer Kutte vor der Türe! Er grinste schelmisch. Dann allerding, würde er das Gespräch auf 6 Minuten reduzieren. Stephan merkte, wie er innerlich sich schon jetzt auf ein NEIN fixierte und sagte zu sich selbst. JA, ich gebe mir und ihr eine vernünftige Chance, werde mir ihre Meinung anhören. Immerhin habe ich die Möglichkeit sogar diesem Metzger gegeben.

Am nächsten Morgen trafen sie sich bei Stephan. Er sah den weißen Pick Up vorfahren und auf der Motorhaube war ein Bild. Dieses Bild zeigte ein Einhorn welches am See trank. Sein Mund öffnete sich und blieb offen, da war das Einhorn, stellte er für sich in Gedanken fest. Dem Wagen entstieg eine wunderschöne Frau. Sein Verstand war noch mit dem Einhorn beschäftigt, doch er sah das sie vollkommen normal gekleidet war. Jeans, Bluse und einen Blazer oder wie man das wohl bei Frauen nannte. Gut, also schon mal keine Kutte, dass ließ neue Optionen zu.

In seinem Appartement angekommen schaute er verwundert zu, wie Cassandra ihren Laptop und ein Smartphone auf den Tisch legte. Dazu legte sie sich einen A4 Block mit Stift daneben. Sein Kennerauge erkannte gleich, dass sie die gleichen Laptops hatten, die gleichen Smartphones. So hatte er sich die spirituelle Lehrerin wirklich nicht vorgestellt.

Doch er konnte für sich sagen, dass er positiv überrascht war. Das mit Smartphone und Laptop war bestimmt nicht wichtig, aber in seinem Falle war es eben doch etwas bekanntes, das ihm half, sich erstmal offener zu präsentieren. Diese Frau schaute einfach erfolgreich und glücklich aus. Vielleicht war seine Wahl gar nicht so schlecht. Das Gespräch nahm seinen Lauf.

Nach einem anfänglichen Smaltalk kam Cassandra zur Sache. „Gut Stephan, wollen wir loslegen? Haben Sie ein gutes Gefühl in meiner Nähe?“ „Ja,“ sagte Stephan, „dass habe ich in der Tat. Sie möchten also, dass ich bei Ihnen etwas sehe und möchten sich dazu vorher noch nicht äußern? Dann atmen sie jetzt bitte tief ein. Versuchen Sie sich dabei auf Ihr Herz zu konzentrieren.“ Sie wartete ein wenig und versicherte sich, dass bei Stephan alles klappte.

Stephan kam sich etwas komisch vor, aber er fühlte sich alles in allem wohl. Cassandra verband sich mit ihrer vollen Aufmerksamkeit und beobachtete, was so um sie herum geschah.

Es war wie immer, wenn sie sich mit der schöpferischen Ebene verband. Sie sah eine glasähnliche Pyramide und dann war es ihr so, als ob sie mit einem Teil von sich in dieser Pyramide stand. Hologramme entstanden und sie wartete geduldig auf die Informationen, die den Mann mit dem Namen Stephan betrafen.

Dann konnte sie Stephans Energiekörper wahrnehmen. Sie konnte weniger sehen, es war mehr ein Wissen und ein Fühlen. Sie fühlte Unruhe, Angst und einen tiefen Knoten oder Pfropfen in seinem Halsbereich. Cassandra wusste instinktiv dass Stephan Angst hatte sich auszudrücken, also über seine Gefühle zu sprechen. Der erste Eindruck, den er auf sie gemacht hatte, war ein ganz anderer.

Die Wurzeln seiner Ängste lagen tief in der Vergangenheit. Da ging sie erstmal drüber hinweg und nahm erneut im Halsbereich aber auch im Lymphbereich chaotische Signale wahr.

Dann wußte sie, was er hatte und sie wusste auch, dass sie helfen konnte. Sie wusste noch nicht wie sie helfen konnte, sie wusste auch nicht, wo die Ursachen für diese Symptome lagen, doch sie wusste, dass sie es bald wissen würde.

Cassandra kam direkt zur Sache: „Stephan, hören Sie mich gut und deutlich?“ „Ja – klar!“ „Seit wann haben sie die Diagnose?“ Stephan war mehr als nur ein wenig überrascht! „Welche Diagnose?“ „Stephan, bitte keine Spiele. Was ich hier mache ist eine wichtige Grundlage für heilende und transformierende Arbeiten. Es könnte die Basis für Ihre Heilung sein. In ihrem Körper befindet sich Krebs und sie wissen das. Ich nehme mal an, dass das der Grund ist, weswegen ich heute hier bin!“

„Stimmt!“ sagte Stephan. „Nur ich fühle mich nicht so krank, als das ich sagen würde, ich sterbe demnächst.“ „Wer sagt, dass sie sterben müssen?“ fragte sie. „So direkt, hat das niemand gesagt, doch ich lese auch zwischen den Zeilen und der Arzt vertritt die Meinung, dass ich mir alle Zähne entfernen lassen sollte, da die Chemo wohl nicht nur mein Geld kosten wird. Und dazu definierte er meine Diagnose als nicht rosig.“

Cassandra fragte sich, wo einige Ärzte so einen Blödsinn lernten. Aber sie kannte die Antwort. Die Pharmaindustrie kreierte die Ausbildungen der Ärzte. Sie führte durch die gesamte Ausbildung und half auch mit Krediten bei der Praxiseinrichtung. Die Weiterbildung lief natürlich auch über die Pharmaindustrie. Und wie der Zufall es wohl wollte, wurden von dem gleichen Industriezweig die Geräte, die Medikamente – einfach alles hergestellt. Also brauchte man nur noch willige Opfer oder Kunden, die man natürlich als Patienten bezeichnete. Und schon war ein gigantischer Markt erschaffen. Der Patient war nicht mehr ein Mensch, er war einfach ein Wirtschaftsgut an dem man sehr gut Geld verdienen konnte. Doch das Beste war, dass der heutige Konsument und Patient seine Krankheit nicht nur selbst erschuf, er zahlte auch für sein Krankwerden und danach für seine eigene Ausschlachtung. Doch all das verschluckte Cassandra, wie sollte das ein Mensch auch in wenigen Minuten verstehen können.

„Das müssen Sie auch nicht Stephan. Der Krebs im Lymphsystem und in ihrem Hals befindet sich noch in einer strukturienden Phase.“ „Können Sie mich heilen?“ fragte Stephan nervös. „Sie werden sich SELBST heilen! Ich werde Ihnen die Türen zeigen. Durchgehen müssen sie schon selbst. Doch sie haben gute Chancen, wieder gesund zu werden!“

Da er ein Kopfmensch war, fragte er gleich nach seinen prozentualen Chancen. Doch Cassandra erfasste sehr rasch, worum es ihm wirklich ging. Er wollte eine berechenbare Garantie und die gab es nunmal nicht. Würde sie ihm nun einen prozentualen Wert geben, dann könnte es sein, dass er sich genau danach richten würde. Wobei die natürliche Gefahr bestand, dass sich der Fragende auf die vielleicht negativen Werte konzentrieren würde. Daher antwortete sie diplomatischer.

„Sie gehen sehr vernünftige mit der Meinung des Arztes um. Denn das er keine Heilung in Form von Selbstheilung sehen kann, liegt unter anderem an seinem Beruf und seinem Wesen. Ich kann Ihnen versichern das es eine Heilung für Sie gibt. Ob ich mit ihnen gemeinsam die für sie richtige Methode nutze und umsetze, kann sich heute noch nicht zeigen. Das zeigt sich erst innerhalb der ersten zwei Wochen, wenn wir uns entschieden haben, einen Teil ihres Weges gemeinsam zu gehen.“

„Und was ist mit dem Krebs?“ Er stockte – „Ähm, im Prostatabereich.“ Cassandra schüttelte den Kopf. „Das ist kein Krebs. Dort herrscht gewissermaßen etwas Unruhe. Sie dürften sich öfters den Wonnen hingeben. Dem Menschen tut es einfach gut, sich neben der Arbeit und anderen wichtigen zivilisierten Aufgaben auch der einfachen Lust hinzugeben.“

Ihm wäre beinahe die Kinnlade runtergefallen. Woher konnte die Frau wissen, dass er schon lange keinen Sex mehr gehabt hatte. Na super!

Dennoch fand er Cassandra recht überzeugend und ihre Ansichten, auch die aus dem Vorgespräch, fand er annehmbar und er fühlte sich auch so zu ihr hingezogen. Einerseits konnte er sich nicht vorstellen, dass sich der Arzt mit all seinen technischen Möglichkeiten so geirrt haben sollte, doch bei Cassandra erhoben sich Chancen für ein Leben und beim Arzt war nur noch Vernichtung. Dazu kam, dass er durch seinen Beruf bedingt auch schon erlebt hatte, dass sich der Computer sehr wohl irrte, denn wenn es irgendwo ein Schnittstellenproblem gab oder eine falsche, von Menschenhand gemachte Eingabe, tja, dann kam halt eben Mist raus. Diese Chance auf einen Fehler war vielleicht gering, doch sie war existent.

„Wenn wir gemeinsam ein Stück des Weges gehen wollen, dann möchte ich nur von vornherein feststellen, dass dieser Bereich, der erotische Bereich, nicht in mein Resource fällt. Soll heißen, keine sexuellen Absichten zwischen uns. Das Versprechen geben wir uns beide vor der Zusammenarbeit.“ Nachdem das geklärt war, erklärte sie Stephan, dass sie eine übersinnliche Wahrnehmung hatte und das, was sie dort wahrnahm, gerne mit Fakten untermalen würde.

Fakten in Form von Zahlen und Daten. Fakten, die Zeiträume zwischen seiner Kindheit bis Heute kennenlernen, dazu alles über seine Gewohnheiten. Das betraf natürlich auch seine Ernährung und vieles mehr. Diese Vorgehensweise sprach ihn an, denn das diese Frau über eine besondere Wahrnehmung verfügte, war ihm bewusst. Er hatte es erst vor wenigen Minuten erlebt. Doch die Untermauerung mit Zahlen, Daten und Fakten fand er einfach beruhigend. Das war seine Welt.

Schnell wurde beiden bewusst, dass regelmäßige Heilsitzungen mit Sicherheit eine gute Unterstützung wären, doch wahrscheinlich der Alltag immer wieder vieles zunichte machen konnte. Daher einigten sie sich auf 4 Wochen intensive Zusammenarbeit. Ehe Stephan wirklich begriff, wie ihm geschah, hatten Sie sich auf Gozo geeinigt, einer Insel im Mittelmeer, die nur drei Flugstunden entfernt lag. Der Flieger ginge nächsten Montag, also noch genug Zeit zum Packen, genug Zeit die wichitgen Termine mit seinen Mandanten zu verschieben ohne das Gesicht zu verlieren.

Kaum saß sie im Auto, klingelte schon wieder ihr Handy. Jacqueline aus dem Krankenhaus war dran und bat um einen weiteren Termin für das zweite Mädchen, deren Eltern von der sagenhaften Wandlung des anderen Mädchens gehört hatten. So war der Mittwoch auch schon erfüllt mit einer Herzensangelegenheit. Cassandra kam sich vor, als befände sie sich auf einer Überholspur. Sie war angekommen, sie war im Fluß des Lebens.

Lebte den Moment und war einfach glücklich, einfach so mal helfen zu dürfen.

Der Abflug

Cassandra war sehr zufrieden mit sich und der Welt und ging runter in die Garage. Sie warf ihre Sporttasche auf den Rücksitz und fixierte diese mit einem Gurt. Ihren Office Rucksack verstaute sie auf dem Beifahrersitz. Dann fuhr sie los und holte Stephan ab, parkte den Wagen auf einem Langzeitparkplatz und ging durch die Abfertigung.

Als die Maschine abhob, hing jeder seinen Gedanken und Gefühlen nach. Stephan fragte sich, ob er wohl gesünder oder kranker von Gozo zurückkehren würde. Cassandra fühlte schon jetzt wieder die Bindungen zu Deutschland, die sich lösten. Sie wusste, sie würde noch einmal wiederkommen, alles auflösen und schon sehr rasch danach wieder gehen. Die Heilerin mit Auto und Wohnwagen. Sie schmunzelte…….

Die Veränderung musste auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Ungesunde Glaubenssätze gegen gesündere austauschen, doch zuerst gab es diese Detailarbeit um die Hintergründe zu verstehen.

Der Kurzroman geht weiter…….

Licht, Liebe und Heilung auf Gozo

und hier ist Geschichte als PDF zum Download


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